Familienkrieg

Regisseur Reinhard Schneider reist für seine Dokumentation "Familienkrieg" in die niederbayerische Provinz und portraitiert den Versuch einer Familie, bürgerliche Idylle herzustellen, obwohl der Sohn rechtsradikal ist. Schneider, ein Künstler mit südhessischem Hintergrund im damaligen Steinbruch und der Besetzerszene, über seine Arbeitsweise: "In der filmischen oder akustischen Übersetzung von Wirklichkeit gibt es für mich Momente, in denen sich etwas vielsagend verdichtet. Ein schwer kalkulierbares Geschenk, das Augenblicke erzeugt, die über das hinausgehen, was Worte zu fassen vermögen." Im Film, den wir zum 1. Hessischen Dokumentarfilmtag zeigen, werden vor allem jene Punkte markiert, "wo es nicht so einfach ist, zu sagen: 'Nazis sind so', oder 'Linksliberale Frauen in den Vierzigern sind so'. Reinhard Schneider hat die Dramaturgie des Dreiteilers eher um Brüche herumgebaut als um Gewissheiten oder Klischees." Aus gut fünfzig Stunden Rohmaterial entstanden die Teile MEIN SOHN, DER NAZI / ENTZUGSERSCHEINUNGEN / HASSLIEBE. Die taz schrieb 2002: "Eigentlich ist der 'Familienkrieg' eine Reality Soap. Nur rausgewählt wird hier niemand." Die Arbeit hat nichts von ihrer Aktualität verloren.