Darmstädter Jazzforum: Momma Don’t Allow + Sven Klangs kvintett

Momma Don’t Allow (Karel Reisz, Tony Richardson, 1956, 20 Minuten) Dieses Musterbeispiel der britischen Free-Cinema-Bewegung dokumentiert einen Abend im Londoner Wood Green Jazz Club, in dem Musiker wie Chris Barber oder Ottilie Patterson eine zunehmend ekstatische Menge in Verzückung versetzen. Der Film zeigt das Aufbegehren einer jugendlichen Arbeiterklasse, die sich im Film deutlich von den steif auf der Tanzfläche stehenden «Toffs» der Oberklasse unterscheidet. Der dokumentarische Ansatz orientiert sich am Jazz, die leichteren 16mm-Kameras erlauben den Filmemachern ein spontanes Reagieren auf das, was sich vor ihnen abspielt. Der seinerzeit wegweisende Verzicht auf einen erzählenden Kommentar erweckt den Club zum Leben, als wäre man dort und würde tanzen. Sven Klangs kvintett (Stellan Olsson, 1976, 120 Minuten) Als der Saxofonist Lasse in einer schwedischen Kleinstadt Ende der 50er Jahre der Jazzband von Sven beitritt, treffen zwei unterschiedliche Auffassungen von Musik aufeinander, die in einen männlichen Egokampf münden. Hinter den Konflikten verbergen sich Fragen, die viele Kunstschaffende kennen: Was ist der Preis der Beliebtheit? Was ist der Preis der Mittelmässigkeit? Olsson realisierte den Film mit einem Theaterkollektiv, die Musiker spielen die Instrumente selbst, was dem Nachdenken über die Bedeutung und Freiheit in der Musik einen quasi-dokumentarischen Anstrich verleiht. Jazz, das sind hier die Menschen, die jede Woche in einer Turnhalle proben und sich nicht sicher sind, ob sie dafür noch Zeit haben.